Nach mehreren Hördurchgängen in den letzten Tagen muss ich nun doch sagen: Es ist ein großer Wurf geworden! Am Anfang überwiegte noch das Stirnrunzeln, aber jetzt huscht mehr und mehr ein Strahlen über mein Gesicht beim Hören. Die Platte wächst definitiv mit jedem Hören und geht immer besser rein, egal ob abends beim Rotwein oder vormittags beim Kaffee.
Was deutlich wird, grade im Vergleich zur HTTT, ist dass das Album in sich sehr stimmig und homogen ist. Das Gesamtbild passt einfach, weil der Stil, den sie für sich anno 2007 gefunden haben, wird wie ich finde, über weite Strecken durchgezogen, ohne dass es langweilig wird. Da war HTTT ein wenig orientierungslos, es griff jede der früheren Phasen irgendwo/irgendwie auf, aber konnte sich nicht entscheiden, in welche Richtung es gehen sollte. Oder um in MCs Stufen-Bild zu bleiben: Radiohead hatte mit Kid A/Amnesiac eine Stufe genommen, aber dann wussten sie bei HTTT nicht, ob sie die linke oder die rechte Treppen nehmen oder sich auf dem Treppenabsatz einmal im Kreis drehen sollen. Und das ist bei IR definitiv anders
Womit ich allerdings bis jetzt nicht warm werde, ist der Auftakt zum Album, 15 Steps und Bodysnatchers. Die beiden heben sich ab von der sonst eher ruhigen Stimmung und dem gemäßigten Tempo der übrigen Platte, aber auf eine verstörende Art. Ist mir viel zu hektisch, nervös, hyperventilierend und Finger-in-die-Steckdose-mäßig. Nicht dass ich was gegen krachigere und fetzigere Stücke hätte, aber die vielen Eletrospielereien und -frickeleien sind nicht so meins, der "Grund-Beat" in den Stücken (oder wie immer man das musiktechnisch richtig nennt), macht mich verrückt. Ich finde die Stücke zu überladen und überfrachtet mit Effekten und Gimmicks (s. Kinderchor). Es ist zwar alles immer noch stimmig, aber da denke ich mir manchmal: Weniger wäre mehr gewesen. Aber das kann auch alles nur eine Momentaufnahme sein.