Vielleicht noch drei Worte (Wie in der Schule, und dann hört der Schwafel nicht auf. Und wenn man Papierkügelchen in den Ausschnitt von Sandra wirft, weil die nämlich Riesenhupen hat, heißt es wieder: Absolute Ruhe bitte!).

es gibt eine szene, da liegt laura am straßenrand und 'stirbt', dann kommt von oben ein mikrofon rein und es ist klar, dass das zum dreh gehörte. inwiefern ist also ihre vorgängerin wirklich 'gestorben'? wenn man den film an dieser stelle beendet hätte, wäre laura eben tot. sie wäre tot, weil lynch uns nicht gezeigt hat, dass es nur die rolle in der rolle war. was lynch hier demonstriert, ist von unschätzbarem wert: wir glauben den bildern. wir glauben ihnen nicht aus naivität oder unlust sie zu hinterfragen. wir glauben ihnen, weil sie alles sind, was wir haben.
Genau das meine ich, genau das. Ich will Lynch weder schlecht machen, ihm Qualitäten absprechen, noch hier meine Meinung auf Teufel komm raus verteidigen. Aber bei Licht besehen enthüllen deine wohlfeilen Worte doch nichts anderes, als dass ein doppelter Boden aufgemacht wird und das mit einer Einstellung, einer Standardtechnik, die man wirklich so in allen Formaten schon mehrfach gesehen hat, ob und wo besser oder schlechter soll erstmal egal sein. Deshalb sehe ich da den unschätzbaren Wert nicht so wie du.

es geht lynch, meiner meinung nach, nie darum, dass jemand die handlungsstränge auseinanderklamüsiert, sie analysiert usw. es geht ihm viel mehr um...um generelle sachen (und DA trifft er sich nämlich jetzt mit tarkowskij) und beobachtungen. die opernszene in md zeigt doch durch einen einfachen trick das wahre gesicht des films: egal wieviel technischer heckmeck gemacht wird, egal wie echt alles aussieht, es ist nicht echt, es ist zauberei, ein jahrmarktsspaß.
Die Tatsache, dass, und würde unser altes Forum einsehbar sein, könnte man das nachprüfen, über Lynchs Filme überdurchschnittlich viel diskutiert wird, und meistens darüber wie die Puzzleteile sich plausibel ineinander schieben, zeigt mir, dass es ja wohl eine von ihm bewusst eingesetzte Montageart ist, und auch wenn ich dir Recht geben würde, dass die Illusion der Illusion ein wichtiges und auch sehr interessantes Mittel ist, eine Kunstform, die sich mit ihren eigenen Mitteln entlarvt, so ist das für mich als Sprecher und Rezipient von Bildern und der Kommentare über sie vor allen Dingen a posteriori interessant und sicher ergiebig für die Kritik, aber mir geht der emotionale Bezug dabei ab. Wenn diese Frau z.B. über den Versuch einer Vergewaltigung spricht (in welcher Ebene auch immer) wird es durch die mehrfache Spiegelung und die dadurch aufgebaute Distanz ein bloßes Motiv, das sein Netzwerk verloren hat und deshalb für mich nicht funktioniert. Eine Blüte ohne Stil.
Auf der anderen Seite sagst du, dass es nicht um das sezieren und verbinden der Handlungsstränge geht, sondern um etwas tarkowskijmäßig allegemeines, was du Beobachtung nennst. Hmn.

dass man sich gegen seine filme stützt und sie 'langweilig' findet, kann ich nachvollziehen. aber das mag vielleicht auch daran liegen, dass man noch nicht zu ihm durchgedrungen ist.
Heißt übersetzt: Ich sehe was, was du nicht siehst und wenn du dir mehr Mühe gibst oder genauer hinschaust, dann wirst du es auch sehen. (Was garantiert Ihnen, dass ich sehen werde, was Sie sehen?) Magische Tarnkappe. Und deshalb kam ich auch darauf, dass die Deutung zum großen Teil der Beliebigkeit anheim fällt, oder in einen (un-)verhältnismäßig hohen Maße. Das ist im Grunde nichts schlechtes, sehr modern, und sowieso. Es ist ja auch keinesfalls so, als hätte man gar keine Ordnung in den Hinweisen. Dennoch ist es nicht passiert, dass der Film mich während des Schauens gepackt hat, und auch jetzt, wenn man ihn etwas bespricht, finde ich einige neue schöne Ansätze, vor allem Inges Idee vom Haustier kombiniert mit der Anti-Sitcom Einstellung finde ich großartig und sehr plausibel, das hat alles seine Richtigkeit. Auf subjektiver Sehebene verbessert es den Film für mich nicht, und ich bin überzeugt, dass das möglich ist sich einen Film nicht etwa salopp gesagt schön zu reden, sondern tatsächlich durch gezielte und richtige Hinweise den subjektiven Sehgenuß, das Erlebnis. Die Erkenntnisbreite zu steigern, denn indem man darüber spricht, läuft er ja noch mal und diesmal mit neuen Vorzeichen (oder etwa wenn man ihn ein zweites mal schauen würde).
Ein großes Problem, muss ich sagen, für das ich jetzt keine Lösung parat habe ist, dass ich mit der Hauptdarstellerin nicht zurande gekommen bin, die hat mich richtig gestört. Das kann man mir nicht wegreden, und ich habe auch beim gucken versucht mir zu sagen, komm, musst du jetzt mit leben, aber sie hat mich nun mal sehr gestört. Dagegen gibt es kein Argument, und schlimmer: Es ist auch selbst keins, das ist vollkommen unproduktiv, lässt sich aber nicht ausblenden. Wäre aber der Film stark genug, so hätte ich sie vielleicht eher vergessen, über sie hinweg sehen können, also über ihre Art zu spielen, nicht über die Figur. Kuckucksuhr.