Ich liebe Cassavetes. Ich kann mir diesen Film immer und immer wieder ansehen. Ich liebe Cassavetes für seinen Mut und seine Sicht der Dinge. In diesem Film gibt es keine wirkliche Geschichte, keine Handlung, hier wird der Zuschauer nicht abgeholt, eingeführt, bei der Hand genommen. Hier bekommt man schlicht und ergreifend einen Einblick in das Leben eines Ehepaares, welches vor der Zereissprobe steht. Hier geht es um Gefühle, um das beschissene hin und her gerissen sein, um die Unmöglichkeit von Kommunikation, wahrhaftige Kommunikation zwischen zwei Menschen. Um die kleinen schönen Momente, die man kaum greifen kann.
Es ist ganz schwer dass zu beschreiben, was er hier auf Zellulid gebannt hat. Cassavetes hat den Mut, sich wirklich mit seinen Figuren zu beschäftigen, sich ihnen wahrhaftig zu nähern und nicht in irgendwelche Klischees oder Sentimentalitäten zu verfallen. Er schert sich einen Dreck um Konventionen und legt eine unglaubliche Liebe an den Tag für seine Figuren. Er verachtet sie nicht für das, was sie sind. Er beurteilt sich nicht danach, was sie sein könnten, oder was sie einmal waren, sondern sieht sich einfach wie sie sind.
Es ist unmöglich in Worten zu beschreiben, was dort vor sich geht, einzig weil auch die tiefen Emotionen sich nie so richtig in Worte fassen lassen und die Sprache ein bewegliches Meer aus Metaphern bleibt, aber Cassavetes schafft es hier, für Emotionen eine Sprache zu erfinden, einfach, indem er beobachtet, nicht von oben herab, sondern als ein Gleichgestellter. Das ist genau der Gegenentwurf zu einer Welt, die ein Lars von Trier in jedem seiner Film immer wieder erstellt. In der nur das Böse und Schlechte regiert und alles Unschuldige erbarmungslos zerstört wird. Während von Trier auf geschickte Art und Weise unglaublich manipuliert und den Zuschauer einfach nur runterziehen möchte, bleibt Cassavetes ehrlich zu sich selbst, und zeigt die beiden Seiten. Denn er weiß, dass es für jede Handlung einen Grund gibt und nicht alles nur Schwarz und Weiß ist. Ich liebe ihn dafür und werde diesen Film immer und immer wieder sehen.

"Die Geschichte handelt im Grunde von einem Paar mittleren Alters, das schrecklich ineinander verliebt ist. Aber sie sind unfähig zur Kommunikation. Die Frage lautet, die Liebe ist da - aber wie zeige ich sie? Die Figuren in FACES leben in einer Gesellschaft, in der sie sich nicht ausleben können. Der Film besagt lediglich, dass es für die Gefühle der Menschen, wenn sie welche haben, keinen Platz in der Gesellschaft gibt. Dieser Mann und diese Frau schätzen sich wirklich. Wahnsinn kann nicht die einzige Form von Widerstand sein. Es muss andere Wege geben."

"FACES ist ein anti-intellektueller Film, er ist gegen alle Wissenden und für alle Fühlenden."

Danke John.

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Roma, città aperta (Rossellini)

Hätte ich nie erwartet. Der legt hier einen unglaublichen Mut vor. Besser als alle Filme die ich bis jetzt zu dieser Thematik gesehen hab.