The Film you've just watched was an improvisation.

Das kann auf jedem Grabstein stehen, behaupte ich mal. Und jetzt fehlt nur noch der Jazz. Wenn Sie mich fragen, ist Jazz nichts als unfähiges Getöse entfährt es James Rebhorn, der als Großindustrieller einen jungen Mann aus New York nach Süditalien entsendet um seinen entarteten Sohn zurück zu holen. Dieser verwöhnte Rotzlöffel denkt aber nicht an Arbeit, statt dessen begnügt er sich mit Spielen und Jazz, in der Hauptsache mit Spielen. Shadows schildert die andere Seite. Und die andere Seite von lichtdurchflutetem Italien ist ein schwarzes Geschwistertrio, das sich konfus und elternlos durch die Dunkelheit New Yorks improvisiert. Der große fühlt sich zum Sänger berufen, kriegt aber bloß Ansagerjobs. Der kleine hat einen Wust von sich rasch verflüchtigenden Ideen im krausen Kopf, und so unsortiert er ist, so unorganisiert vertreibt er sich mit seinen Freunden die Zeit beim Trinken und Sprücheklopfen. Dass ihn etwas ruft, dass da etwas zu machen ist, das fühlt er, kann es aber nicht kanalisieren und ist statt dessen permanent schlecht gelaunt. Und dann ist da noch die kleine. Die will wie jedes junge Mädchen eine Prinzessin sein, und als sie den vermeintlichen Prinzen ran lässt, kann sie kaum glauben, wie wenig es bedeuten kann, und wie leer diese Worthülsen um das große Mysterium in Wahrheit sind.
Wir haben es weder mit tragischen Schicksalen, noch mit Belanglosigkeiten und am aller wenigsten mit Idealen und Patentlösungen zu tun. Was soll man auch Antworten, wenn da keine Frage ist. Die Utopie steckt im Jazz. Und dieser Film greift ihn nicht nur formal auf, der Jazz ist der Pulsschlag, die Handlung in allen denkbaren Variationen, und dennoch oder gerade aufs Bescheidenste verdichtet. Es geht nicht darum den ohnehin ungreifbar großen Begriff von Leben zu erweitern, und es geht nicht darum es zu beschwichtigen. Der einzelne ist nicht wichtiger als die Masse, und die Masse ist nicht wichtiger als der einzelne. Cassavetes nimmt jede Regung in ihrem eigenen Umfang auf und verfälscht nicht zugunsten modischer oder scheinbar ewiger Attitüden. Ich lebe, du liebst, er arbeitet, sie ist feige, es ist seltsam, wir hungern mit vollem Magen, ihr schwelgt in Reichtum und Muße, Sie sind alle nur Menschen, und alle sind sie liebenswert. Ganz ohne Sentimentalität oder aufrührender Feindseeligkeit macht der Film, was wir alle tun: Wir improvisieren.