Oh, da bin ich ja sehr wohl froh über meine „Totalverweigerung“ was vorab Hören angeht.

Hab die Platte jetzt bestimmt zehnmal durch, immer auf repeat. Und Radiohead SIND ein guter alter Freund, immer doch, einen, den man lange nicht gesehen hat, und ganz vergessen hat, wie nah man sich doch steht, NOCH steht, den man in die Arme schließen und feiern will und weinen könnte über ein viel zu spätes Wiedersehen. Oder etwa nicht? Vielleicht war der Zeitpunkt ja gerade richtig, wo man schon fast daran war, zu vergessen, und dann: „WHACKO!!“ mir geht’s da sehr ähnlich, das Poster, das noch in einem Umzugskarton schlummerte, wurde sofort wieder an die Wand gepinnt, das T-shirt von ganz unten aus dem Schrank gezerrt und ungebügelt übergestreift. Diese Platte ist für mich, das kann ich jetzt schon sagen, was Musikalität angeht, DAS Ereignis des Jahres. Bin total glücklich damit. Was habe ich erwartet? Nicht unbedingt eine große Veränderung, keine Erleuchtung wie bei OKC oder Kid A, sondern vielmehr eben diesen alten Freund, den man mit der Zeit so lieb gewonnen hat. Ich bin glücklich über das Ergebnis, hörbar Thom, hörbar Johnny, aber doch Radiohead als Ganzes, lovely melodious, tolle beats, mal rockend, mal tanzbar, dann wieder schwer, aber immer die Radioheadsche Wellenbewegung, die jedem Song anhaftet, außerirdisch irgendwie, fiebrig.
Beim ersten Durchlauf machte mir 15 step Angst, da fürchtete ich mich in den ersten 40 Sekunden vor einem „RH Eraser“ .. aber wenn dann die Melodie einsetzt ist es Liebe, Freude; es ist der Moment, in der das Album förmlich aufblüht. Und dann sind sie da! Und es ist wie eine Show, man inszeniert sich selbst, ein fantastischer Einstieg in das Album, wie ich nach mehrmaligem Hören finde.
Bodysnatchers dann sehr schnell .. und gerade hier mag ich dieses „ondes matinot“ (???), weil es dem Song eben das gibt: dieses radioheadsche Außerirdische. Und wenn es sich dann so hochsteigert nach dreieinhalb min., boah.
Nude dann perfekt dahintergestellt, reduziert, Thoms Gesang eindrücklich, die lyrics mehrdeutig, fast schon gruslig.
Arpeggi dann deutet an, was passieren wird: das Album wird nach hinten raus immer stärker. Originell und abwechslungsreich, auch hier toll: wie es sich immer weiter hin steigert, und doch im Fluss bleibt. Wie es an Kraft zunimmt, das Lied, ich weiß nicht, wie sie das machen, werden sie lauter? Schneller? Und dann wieder steil abbricht. Für einen neuen Anlauf.
All I need. Ich mag wie Thom hier anklagt, aber so sanft, und dann wieder der Übergang zur Fiebrigkeit.
Faust Arp war beim ersten Hören mein Liebling. Wakey wakey rise and shine … und dann die Streicher, toll platziert, Thoms Mantra mit den Streichern wie Wellen.
Reckoner dann der Anfang vom Ende. Gerade der sanfte Rhythmus, so ganz vorsichtig, bei dem Lied macht man irgendwie automatisch die Augen zu, da überkommt mich das pyramid song Schwelgen. Wie unter Wasser oder so… man taucht ein. Beim ersten Hören machte es an dieser Stelle click.
House of cards ist wie die Musik zu einem Film. Er spielt im Herbst und ist angesiedelt in Suburbia.
Jigsaw ist bis jetzt mein Lieblingssong- bei dem bin ich das erste Mal aufgesprungen und durchs Zimmer gewirbelt. Haha. Nein toll. Wie tief Thom hier singt. Zu dem Lied will ich Autofahren, eine Hatz .. hier find ich bis zum Ende Thomas Gesang am stärksten. Die Instrumentierung ist grandios .. come on and let it out .. wie Thom auf der Bühne immer tanzt, bei dem Song will ich Thom sein, diese Musik ist für mich der Inbegriff: just as you dance dance dance…!!!
Boah und dann Videotape. Der Übergang killt mich regelmäßig. Da muss man erstmal schlucken. This is my way of saying goodbuy. NEIN! Es ist viel zu schnell zu Ende, aber bei dem Song DARF halt einfach nichts mehr kommen.
In einem Video das ich kürzlich sah hatte Thom dieses T-Shirt an: „Thank You.“ Ich will selbiges auf der hoffentlich bald kommenden Tour tragen…