Dubai revisited



Es gibt Dinge, die scheinen sich nie zu ändern: Das einzige Hostel in der Stadt ist unorganisiert wie eh und je. Bei der Zettelwirtschaft, mit der in Verbindung mit Bleistift und Radiergummi die Übernachtungen organisiert werden, ist es kein Wunder, dass Vorab-Reservierungen keine Aussicht auf Erfolg haben. Aber zumindest diese Planung ist aufgegangen, so dass ich nicht notgedrungen in das oben abgebildete Etablissement ausweichen musste, sondern mir für 15 Euro pro Nacht ein Zimmer mit Menschen aus Japan, Irland, Libyen, den VAE, England, Kanada und Prenzlauer Berg teilen konnte - in wechselnden Konstellationen.
Ebenfalls seit Jahren unverändert: Die Massen von Inder, die auf die Straße rotzen, sich in Busse drängeln als wenn es der letzte auf Erden wäre, ihre Umgebung mit penetrant lauten Klingetönen nerven und die immer noch keine Idee von der sachgerechten Benutzung sanitärer Anlagen haben.
Alles ist dann aber doch nicht beim alten geblieben seit dem letzten Besuch dort vor zwei Jahren - und in Dubai schon mal gar nicht. Auch wenn ich viele der neuen Projekte nur vom Lesen her kenne - es drängt sich der Eindruck auf, dass der Größenwahn der Scheichs noch weiter zugenommen hat und auf die Spitze getrieben wird. Siehe zum Beispiel: Burj Dubai (höchstes Gebäude der Welt), Dubai Mall (größte Shoppingmall der Welt), Dubai Land (größter Freizeitpark der Welt), Dubai World Central International Airport (größter Flughafen der Welt). Ich meine auch davon gelesen zu haben, dass das größte Hotel der Welt hier entstehen soll. Sicher bin ich mir da grade nicht, aber überraschen würde es mich nicht. Über die Skihalle dort kann ich auch nur den Kopf schütteln.
Bisher dachte ich, dass ich Dubai für sein Nebeneinander aus Tradition und Moderne mögen würde. Aber es wird klar, dass "Tradition" entweder inszeniert ist oder das Chaos und den Ramsch der indischen, persischen und russischen Händler im alten Stadtzentrum meint. Und die "Moderne" sind größenwahnsinnige Kunst- und Kommerzwelten ohne jeglichen Anspruch an Nachhaltigkeit. Da fragt man sich doch wirklich, ob dieses Modell dauerhaft funktionieren kann. Ich habe da gewisse Zweifel. Mir drängt sich die Assoziation auf, dass Dubai ein Organismus ist, der nur noch mit Aufputschmitteln über die Runden kommen kann, sich im Stadium der Hyperventilation befindet und früher oder später kollabieren wird.
Wie auch immer es mit der Stadt weitergeht und was auch immer als nächsten kommen wird: In zwei bis drei Jahren werde ich wohl wieder hinfahren, man muss es selbst gesehen und erlebt haben.