die taz hat auch jemanden mit ner meinung:

Radiohead verändern heute die Regeln des Musikmarktes. Schauen wir, ob der Markt nach den Radioheadregeln spielen wird!
Man kann Radiohead durchaus kritisch gegenüberstehen, denn oftmals waren die Aussagen und Handlungen der Oxforder Bands zu weit auseinander. Einerseits das Antiglobalisierungsgewissen der Popmusik, andererseits bei weltweiten Majorfirmen unter Vertrag, in England mit einem Zelt auf werbefreier Tour bei der keine großen, bösen Marken ihre Produkte verkauft durften, in Deutschland aber problemlos Headliner beim personifizierten Kommerz, dem Rock im Park - Festival.

Der Weg in die Zukunft

Doch wenn man die heutige Meldung richtig versteht, haben Radiohead endlich ihre Macht und Fanbasis genutzt, um der Plattenindustrie den erhobenen Mittelfinger zu zeigen und einen originellen Weg für die Distribution ihres siebten Albums zu bestreiten:

Das Album kann nun per Homepage vorbestellt (”Discbox”) werden und wird (zumindest in UK) ohne Lieferkosten zugeschickt:

THIS CONSISTS OF THE NEW ALBUM, IN RAINBOWS, ON CD
AND ON 2 X 12 INCH HEAVYWEIGHT VINYL RECORDS.
A SECOND, ENHANCED CD CONTAINS MORE NEW SONGS, ALONG WITH DIGITAL PHOTOGRAPHS AND ARTWORK.
THE DISCBOX ALSO INCLUDES ARTWORK AND LYRIC BOOKLETS.
ALL ARE ENCASED IN A HARDBACK BOOK AND SLIPCASE.
THE ALBUM DOWNLOAD AUTOMATICALLY COMES WITH THIS PACK.
YOU CAN DOWNLOAD THE FILE DIGITALLY FROM THE 10TH OCTOBER 2007.
DISCBOXES ARE BEING MADE TO ORDER AND ARE PRICED AT £40.00 INCLUDING POSTAGE.
SHIPPING WILL BEGIN ON OR BEFORE 3RD DECEMBER 2007.

Nachricht Nummer 1: Vinyl rules
Das Album ist aus Vinyl inklusive einer Bonus-CD, wobei ein kostenloser Download des kompletten Albums ist im Preis mit in begriffen ist. Das ist, wovon wir Vinyl-Liebhaber ja immer träumten. Das schöne, gute Vinyl zum Angeben in das Wohnzimmer stellen und trotzdem auf den iPods im Bus mit der Band die Welt vergessen können. So soll es sein!

Nachricht Nummer 2: it’s up to you!
Der Download kann einzeln “bestellt” werden und der Käufer darf wie bei den Hippies früher selbst sagen, wieviel er dafür bezahlen möchte (price: “It’s Up To You”).
Das Internet zu Ende gedacht: kostenlos heruntergeladen wird das Album sowieso, warum geben wir es dann nicht mit moralischem Druck selbst für umme heraus. Eine brillante Idee, bei der man nur hoffen kann, dass sie funktioniert.

Das Netz richtig verstanden

Im Grunde verstehen Radiohead hier das Netz wirklich richtig: durch die überaus reiche Ausstattung der “Discbox” wird der greifbare, fühlbare Wert der Platte deutlich erhöht und der Nachteil des Käufers zum Herunterlader durch die Beigabe des Download-Codes neutralisiert.
Darüber hinaus auch noch den Nichtkäufern die Möglichkeit zu geben, sich für welchen Preis auch immer den Download zu sichern, ist konsequent und furchtlos.

Radiohead verändern heute die Regeln des Musikmarktes. Es wird spannend sein, zu sehen, ob der Musikmarkt nach Radiohead-Regeln spielen möchte.

Wenn dieses Projekt funktioniert, könnte es epochale Auswirkungen auf das Musikbusiness haben. Ein mutiger Versuch, für heute ziehe ich den Hut vor Radiohead.

Die Internetseite zum Thema: In Rainbows

Christian Ihle

Geschrieben von popblog, am Monday, 01.10.2007 um 9:37 in Allgemein, It’s a dirty business, but someone’s got to do it. Kommentar schreiben
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Ein Kommentar zu “Radiohead verändern heute die Regeln des Musikmarktes. Schauen wir, ob der Markt nach den Radioheadregeln spielen wird!”

brevity is the soul of wit (william shakespeare) | indiestreber.de
October 4th, 2007 at 9:01 pm e
[…] radiohead wissen wie es geht. ich hatte zwar nie den zugang zu radiohead. was sie aber jetzt mit ihrem neuen album veranstalten, gefällt mir aber. einerseits gibt es das ganze für 40 pfund als cd- oder vinyl-edition zu kaufen, wobei letzterer ein download-gutschein für das ganze album beigelegt ist (was imho auf jeden fall standard werden sollte, und ja auch schon bei saddle creek eine zeit lang usus war). wem das (das sind ja etwa 60 euro) allerdings zuviel ist, kann das ganze auch downloaden. und dabei entscheiden, wieviel er/sie zahlen will. auch das ist nicht neu, manche independent-mp3-vertriebe machen das auch so, aber für eine so große band ist es das. (via so ziemlich jedes zweite musikblog, unter anderem popkulturjunkie und taz popblog) […]